Forschungsansatz
"Interdisziplinarität ist eine Voraussetzung für das Entstehen von Transdisziplinarität. Interdisziplinarität integriert Theorien, Methoden, Daten und Perspektiven aus verschiedenen Fachgebieten zum Verständnis eines Problems. Dies erfordert die Kommunikation zwischen akademischen Disziplinen, d. h. Gemeinschaften von Wissenschaftlern, die gemeinsame Wahrnehmungen und Praxistraditionen teilen. Die Kohärenz dieser Perspektiven sowie die ihnen zugrunde liegenden ontologischen und erkenntnistheoretischen Annahmen müssen auf ihre Kompatibilität geprüft werden, um neues interdisziplinäres Wissen zu schaffen. Interdisziplinarität ist also bereits eine Form der Grenzüberschreitung und Wissensintegration" (Gethmann et al., 2015).
In Erweiterung der obigen Kurzdefinition kann Transdisziplinarität beschrieben werden als "[...] ein reflexiver Forschungsansatz, der gesellschaftliche Probleme durch interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie die Zusammenarbeit zwischen Forschern und außerwissenschaftlichen Akteuren angeht; sein Ziel ist es, wechselseitige Lernprozesse zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu ermöglichen; Integration ist die zentrale kognitive Herausforderung des Forschungsprozesses" (Jahn et al., 2012, S.4). Transdisziplinarität bezeichnet also eine problemorientierte Forschungshaltung, die über die traditionellen Grenzen der Wissenschaft hinausgeht und sich durch Offenheit gegenüber der außeruniversitären Welt im gesamten Forschungsprozess auszeichnet. Von Anfang an wird bei der Problemdefinition versucht, die Perspektiven der gesellschaftlichen Akteure einzubeziehen, vor allem die der Praktiker, die durch ihre aktive Beteiligung an der Lösung der Probleme, die den Rahmen für die zu untersuchende(n) Problematik(en) bilden, Fachwissen erworben haben.
Transdisziplinäre Forschung erkennt die Gültigkeit unterschiedlicher Wege der Wissensgewinnung an und erkennt den wertvollen Beitrag an, den das Fachwissen von Praktikern zur problemorientierten Forschung leisten kann. Transdisziplinarität ist also nicht mit einer bestimmten Theorie oder bestimmten Theorien verbunden, sondern ein Ansatz, der offen ist für die Entstehung neuer Theorien durch das Zusammenspiel von Wissenschaft und Praxis, d. h. von Akademikern und gesellschaftlichen Akteuren, im Problemlösungsprozess. [...] Transdisziplinarität bedeutet nicht, standardisierten Verfahren zu folgen; sie stellt vielmehr eine Reihe möglicher Optionen dar, die je nach Umständen und Forschungszielen auf vielfältige Weise erforscht und entwickelt werden können. In diesem Prozess werden Terminologie und neues Wissen entwickelt, das über disziplinäre Grenzen hinweg genutzt und anschließend in disziplinäre Traditionen integriert werden kann. Transdisziplinarität bereichert damit die disziplinären Wissensbestände, mit denen sie sich auseinandersetzt (Bergmann et al., 2012)." (Padmanabhan 2018. 9-10)
Padmanabhan, Martina (2018) Ch1 Transdisciplinarity for sustainability. In: Padmanabhan, Martina ed.(2018) Transdisciplinary Research and Sustainability: Collaboration, Innovation and Transformation. London: Routledge. 1-32.
Bergmann, M., Jahn, T., Knobloch, T., Krohn, W., Pohl, C., & Schramm, E. (2012). Methods for transdisciplinary research. A primer for practice . Frankfurt: Campus.
Gethmann, C. F., Carrier, M., Hanekamp, G., Kaiser, M., Kamp, G., Lingner, S., Quante, M., & Thiele, F. (2015). Interdisciplinary research and trans-disciplinary validity claims . Heidelberg:Springer.
Jahn, T., Bergmann, M., & Keil, F. (2012). Transdisciplinarity: Between mainstreaming and marginalization. Ecological Economics , 79 , 1–10.