Lehrerfortbildung in Passau im November 2021
Das Gedenken an den Buchenwalder Todeszug
Digitale Medien im Geschichtsunterricht
Deutsch-tschechische Lehrerfortbildung
Termin: Freitag 26.11.2021
Ort: Universität Passau (Dilab) + Exkursion nach Nammering
- 10:00-10:45 Uhr Vorstellung der Teilnehmenden und des Programms
- 10:45-11:25 Uhr Präsentation des Konzeptes der Didaktischen Innovationslabore mit interaktivem Rundgang (Dr. Christian Müller)
- 11:25-11:40 Uhr Pause (mit Snack)
- 11:40-12:00 Uhr Didaktisch-methodische Überlegungen zu Chancen und Herausforderungen der Zeitzeugenarbeit im Geschichtsunterricht (Prof. Dr. Andreas Michler)
- 12:00-13:00 Uhr Die letzten Kriegswochen im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet am Beispiel des Todeszuges von Buchenwald (Ronald Hirte, Gedenkstätte Buchenwald)
- 13:00-14:00 Uhr Mittagessen in der Uni-Mensa
- 14:00-14:45 Uhr Busfahrt nach Nammering
- 14:45-16:15 Uhr Eigene Erkundungen und Führungsgespräch an der Gedenkstätte in Nammering mit Nikolaus Saller (Arbeitsgemeinschaft KZ-Transporte)
- 16:15-17:00 Uhr Rückreise nach Passau
- 17:00 CET (= 8:00 PST) – 18:15 CET (= 9:15 PST) Zeitzeugengespräch mit Ben Lesser, einem Überlebenden des Buchenwalder Todeszuges und des Holocausts, anschließend Fragerunde durch die Teilnehmenden
- 18:15 -18:45 Uhr Reflexion zum Interview und Abschlussdiskussion über Zeitzeugenarbeit im Geschichtsunterricht (Prof. Dr. Andreas Michler)
- 18:45-19:00 Uhr Evaluation und Abschied
Fakultativ: ab 19:00 Uhr gemeinsamer Besuch des Passauer Christkindlmarktes auf dem Domplatz
Zeitzeugengespräch: Ein Überlebender des Todeszuges, Ben Lesser, wird uns - live aus Las Vegas - als Zeitzeuge zugeschalten sein. Aufgrund von 9 Stunden Zeitverschiebung müssen wir dieses Gespräch relativ spät ansetzen – daher endet die Fortbildung erst um 19 Uhr.
Für die Verköstigung während der Pausen ist gesorgt, das Projekjt trägt auch die Kosten für das Mittagessen sowie die Busfahrt nach Nammering und zurück.
Universität Passau, Dilab-Klassenzimmer, Innstraße 40, Nikolakloster (NK) 211 => Lageplan
Exkursion zur Gedenkstätte in Nammering => Karte
Da die Fortbildung aufgrund der 9-stündigen Zeitverschiebung zwischen Passau und Las Vegas spät endet, möchten wir die tschechischen Teilnehmenden einladen, in der Pension Hornsteiner in der Passauer Altstadt zentral zu übernachten.
Für Sie entstehen keine weitere Kosten.
Hier finden Sie das Programm im pdf-Format.
- Zeitzeugengespräch mit Ben Lesser, einem Überlebenden des Todeszuges
- Erprobung verschiedener digitaler Lehr-, Lern- und Präsentationsszenarien im Didaktischen Labor (DiLab) an der Universität Passau, dem „Klassenzimmer der Zukunft“ sowie dem „Lehrerzimmer der Zukunft“
- Skizzierung des zeitlichen sowie geographischen Verlaufes des Todeszuges aus Buchenwald sowie historische Hintergründe zur Endphase des 2. Weltkrieges in Bayern und Böhmen
- Erkundung des historischen Ortes Nammering
- Auseinandersetzung mit Denkmälern für die Opfer des Todeszuges aus Buchenwald und Reflexion über die Erinnerungskultur in Deutschland und Tschechien nach 1945
- Diskussion über die Vor- und Nachteile der Zeitzeugenarbeit
- Erstellen und Bewerten regionalgeschichtlicher Unterrichtsbezüge
- Kontaktaufnahme zu Kolleginnen und Kollegen aus dem Nachbarland
Der Buchenwalder Todeszug durchquerte vom 7. bis 28. April 1945 mit etwa 40 Güterwaggons voller Häftlinge aus dem KZ Buchenwald das bayerisch-böhmische Grenzgebiet. Von etwa 5.000 Menschen überlebten 816 diesen Transport über Leipzig, Dresden, Chomutov (dt. Komotau), Stod (dt. Staab), Plzeň (Pilsen), Nammering, Passau, München nach Dachau. Nachfolgende Generationen haben in unterschiedlicher Intensität und verschiedenen Formen das Andenken an die Opfer bewahrt – oder auch nicht.
Bei einer gemeinsamen Exkursion nach Nammering wird die Gedenkstätte des kleinen Ortes erkundet. Hier in Nammering hatte der Todeszug mehrere Tage Aufenthalt - während dieser Zeit starben hunderte Menschen oder wurden getötet. Es kam jedoch auch zu Hilfeleistungen seitens der Bevölkerung. Heute gibt es Menschen vor Ort, die sehr engagiert daran arbeiten, dass diese Greueltaten nicht vergessen werden.
Die Fortbildung setzt neben dem regionalgeschichtlichen Thema der Denkmäler für die Opfer des Todeszuges einen Schwerpunkt auf digitale Lehr-, Lern-, Arbeits- und Präsentationsszenarien. Die teilnehmenden Lehrkräfte lernen moderne Medienausstattung kennen und sie experimentieren mit medialen und digitalen Möglichkeiten der Vermittlung. Die Fortbildung findet in den Didaktischen Innovationslaboren der Universität Passau statt, konkret im „Klassenzimmer der Zukunft“ (DiLab) mit IT- und Medienausstattung, das für das Unterrichten mit digitalen Mitteln optimiert wurde. Auch werden die Digitalisierung und der Einsatz des gegenwärtigen Medienspektrums reflektiert.
Ben Lesser wurde 1928 in Krakau geboren und hat durch die Nationalsozialisten seine Familie, seine Heimat und seine Jugend verloren. Er hat sechs Jahre Holocaust, einen siebenwöchigen Todesmarsch und anschließend 21 Tage im Todeszug von Buchenwald nach Dachau überlebt. Er lebt mit seiner Familie in Las Vegas und gründete 2009 die Non-Profit-Organisation Zachor (= Hebräisch für „Erinnere dich“) Holocaust Remembrance Foundation, hält Vorträge an Universitäten und Schulen und hat seine Geschichte im Buch „Living a Life That Matters – From Nazi Nightmare to American Dream” niedergeschrieben.
Ronald Hirte ist Historiker bei der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Seine Arbeitsschwerpunkte sind zeitgeschichtliche Archäologie, Gedenkstättenpädagogik, Europäisierungsphänomene. Er veröffentlichte u.a. zu Ausgrabungen und Erinnerungskultur in Buchenwald, Gedenkstättenpädagogik und Bildungsarbeit zu NS-Verbrechen.
Prof. Dr. Andreas Michler ist Inhaber der Professur für Didaktik der Geschichte an der Universität Passau. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Adaptive Lernaufgaben im Geschichtsunterricht, deutsch-tschechische Erinnerungsorte, Museen, Ausstellungen und Gedenkstätten als Felder der Geschichtskultur, geschichtsdidaktische Fragestellungen im Kontext der Information and Media Literacy. Er ist Mitglied der deutsch-tschechischen Schulbuchkommission.
Dr. Christian Müller, Universität Passau gehört zum Team der Didaktischen Innovationslabore und ist für die Innovations- und Bildungstechnologien zuständig. Er arbeitet intensiv mit Dozierenden, Lehramtsstudierenden, Lehrkräften sowie Schüler*innen in den Räumlichkeiten des Didaktischen Labors und entwickelt die didaktischen Möglichkeiten in Lehr- und Lernszenarien weiter.
Nikolaus Saller lebt in Fürstenstein und engagiert sich seit den 1980er Jahren intensiv für das Gedenken an den Holocaust und an die Opfer des Todeszuges von Buchenwald nach Dachau. Er sammelt Zeitzeugenberichte, betreibt eine Website, schreibt Bücher und organisiert Gedenkfeiern. Mit der Gruppe Friedensforum sowie der Arbeitsgemeinschaft KZ-Transport 1945 hat er in Nammering das Mahnmal sowie das Gleis der Erinnerung errichtet.
Materialien zur Lehrerfortbildung finden Sie unter der Rubrik Mediathek.