Pilsen - Gedenktafel für Věra Kohnová
An Věra Kohnová erinnert eine einfache Bronzetafel mit dem stilisierten Porträt eines Mädchens mit offenen Buch. Sie befindet sich in der Straße Koperníkova 43, wo ihre Familie lebte. Věra, ein zwölfjähriges Mädchen, hielt 1941 in ihrem Tagebuch das letzte Jahr des Lebens der Pilsener Jüd:innen vor ihrer Deportation nach Theresienstadt und weiter in den Osten fest. Sie kam 1942 in Izbica in Polen ums Leben. Die Enthüllung der Gedenktafel am 3. März 2022 haben wir in Form von Fotos und kurzen Videos dokumentiert, um die Gedenkstätte einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Teaser zur Enthüllung der Gedenktafel
Die Enthüllungszeremonie fand am 3. März 2022 statt. Wir waren dabei und haben ein kurzes Video gedreht.
Enthüllung der Gedenktafel für Věra Kohnová - Umfrage I
Am Tag der Enthüllung des Denkmals haben wir den Teilnehmenden und Mitwirkenden ein paar Fragen gestellt:
Warum sind Sie hier?
Wie gefällt Ihnen die Gedenktafel?
Was gefällt Ihnen besonders daran?
Enthüllung der Gedenktafel für Věra Kohnová - Umfrage II
Außerdem fragten wir sie:
Kennen Sie die Geschichte von Věra Kohnová?
Auf welche Weise könnte man der Familie Kohnový sonst noch gedenken?
Die Befragten:
Mgr. Radoslav Škarda, Vertreter der Gemeinde Pilsen und Initiator der Finanzierung der Gedenktafel aus den Mitteln der Gemeinde Pilsen 3.
Mgr. Klára Tydlitátová, Diplom-Botanikerin, arbeitet in der Organisation „Ametyst“ in Pilsen und hat sich finanziell an der Gestaltung der Gedenktafel beteiligt.
Mgr. Jiří Sankot, Historiker, der sich schon seit langem mit der Geschichte von Věra Kohnová beschäftigt. Gemeinsam mit Jana Poncarova ist er der Hauptinitiator der Gedenktafel.
Die Gedenktafel ist rechteckig und aus Bronze gefertigt. Auf der zweiteiligen Tafel ist links ein stilisiertes Porträt eines Mädchens mit aufgeschlagenem Buch zu sehen und rechts die Inschriften "Věra Kohnová 1929-1942" und "Tagebuch 1941-1942". Die Tafel ist an dem Haus in der Straße Koperníkova 43 angebracht, in dem Věra Kohnová zusammen mit ihrer Schwester und ihren Eltern lebte, bevor sie im Januar 1942 in den Transport geschickt wurden.
Die Gedenktafel soll die Erinnerung an Věra Kohnová wachhalten. Ein Mädchen, das sein Zuhause verlassen musste, ein wichtiges Zeitzeugnis hinterließ und nie mehr zurückkehren sollte.
Die Gedenktafel wurde am 3. März 2022 in der Straße Koperníkova 43 in Pilsen enthüllt. Die Zeremonie wurde von der Initiatorin des Denkmals, der Schriftstellerin und Vorsitzenden des Vereins „Spolek W21“, Jana Poncarová, eröffnet. An der Enthüllung nahmen zahlreiche Gäste teil, unter anderem auch die Sponsoren des Denkmals. Ebenso anwesend waren Vertreter der Stadt Pilsen, vom Stadtbezirksamt 3, der Kultusminister und der ehemalige Bürgermeister von Pilsen, Martin Baxa.
Nach der Enthüllung folgte eine stille Prozession vom Haus der Familie Kohnový zur Sokol-Turnhalle im Park Štruncovy Sady. Hier wurden die jüdischen Einwohner:innen von Pilsen und Umgebung gesammelt, die im Januar 1942 in drei Transporten in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurden.
Programm der Gedenktafelenthüllung
- 17:00 - Eröffnungsrede, Geleitwort der Gäste, Lesung aus dem Tagebuch von Věra Kohnová und Enthüllung der Gedenktafel
- 18:00 - Eröffnung der Parade vom Haus Kohnový zur Sokol-Turnhalle
- 18:45 - Abschlussrede in der Sokol-Turnhalle
"Věra Kohnová hat ein wichtiges Zeitzeugnis hinterlassen. Ihr Vermächtnis sollte niemals vergessen werden. Deshalb hat der Verein „Spolek W21“ die Aufstellung einer Gedenktafel initiiert." (Quelle: verakohnova.cz)
Die Initiatoren der Gedenktafel sind der Verein „Spolek W21“, dessen Vorsitzende und Schriftstellerin Jana Poncarová als auch der Historiker Jiří Sankot. Die Gedenktafel wurde von dem Pilsener Künstler Jan Wolfchen Vlček entworfen und von dem Atelier für Kunstmodellbau „Matějka Plzeň“ realisiert.
Von August 1941 bis Januar 1942 führte Věra Kohnová, ein 12-jähriges jüdisches Mädchen, ein Tagebuch, in dem sie neben Alltäglichen und fröhlichen Erinnerungen auch die bedrückende Atmosphäre der nahenden Deportation nach Theresienstadt festhielt. Sie besaß eine hervorragende Beobachtungsgabe und gibt uns durch ihr Tagebuch wichtige Zeugnisse über die Ereignisse jener Zeit. "Deshalb wird sie auch oft als die tschechische oder Pilsener Anne Frank bezeichnet", so Jiří Sankot. Bei seiner Suche nach dem Schicksal von Věra Kohnová stieß er auf viele interessante Informationen und traf auch die Schriftstellerin Jana Poncarová, deren Verwandte das Tagebuch während des Krieges in Dobřív bei Rokycany versteckten. Die Geschichte von Věra Kohnová ist eng mit dem hussitischen Priester Miroslav Matouš verbunden, der für die erste Veröffentlichung ihres Tagebuchs im Jahr 2006 durch Dr. med. Zdeněk Susa verantwortlich war.
"Die Gedenktafel soll eine würdige Erinnerung an das Schicksal von Vera schaffen. Wir danken all jenen, ohne die sie nicht entstehen hätte können. Einhundertzwanzig Menschen haben im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne dazu beigetragen, ebenso wie die Stadt Pilsen und der Stadtbezirk Pilsen 3.
VĚRA KOHNOVÁ
1929-1942
TAGEBUCH
1941-1942
Für weitere Informationen über Věra Kohnová empfehlen wir die Webseite https://verakohnova.cz/vercin-pribeh/.
Hier finden Sie eine Reihe von Podcasts, Auszüge aus Büchern, Artikel zur Geschichte von Vera Kohnová, Interviews mit dem Pfarrer Matthäus und dem Verlag Susa, der Vera Kohnovás Tagebuch in Buchform veröffentlicht hat, und vieles mehr.
Anfang 2023 veröffentlichte der Motto-Verlag die zweite erweiterte Ausgabe des Tagebuchs von Věra Kohnová, begleitet von einer Erzählung über ihr Leben im Vorkriegs-Pilsen, basierend auf Archivmaterialien, die der Historiker Jiří Sankot über ihre Familie und Freunde zusammengetragen hat: https://www.motto.cz/tituly/81649812/denik-verky-kohnove/
49.74213, 13.36739
Fotos von der Enthüllung der Gedenktafel
Poncarová, Jana, Sankot, Jiří: Deník Věrky Kohnové. Jak ráda bych tady zůstala, Praha 2023.
https://www.motto.cz/tituly/81649812/denik-verky-kohnove/
Věra Kohnová, Deník. Zdeněk Susa, Susa, Středokluky 2006.
http://www.susa.cz/kniha/Denik.html
http://krizkyavetrelci.plzne.cz/katalog/dilo/3440/
Bericht über die Enthüllung der Gedenktafel: https://www.youtube.com/watch?v=aNUSEHasVhU
Medienberichte über die Enthüllung der Gedenktafel: