Mainkofen
Ort des Erinnerns an die Opfer der Psychiatrie im Nationalsozialismus
Friedhof der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen mit Leichenhalle und Prosektur
Im Folgenden wird der Erinnerungsort anhand von Fotografien, Videos und Texten vorgestellt. Wir empfehlen, begleitend zum digitalen Rundgang, die Sonate "Klingendes Gedenken" von Martin Ortmeier zu hören.
Bearbeitet von Diana Stock-Megies
Sonatine für Saxophonquartett
Komponist: Philipp Ortmeier (* 1978)
Interpreten: Franziska Forster, Steffi Kreilinger, Nico Graz, Martin Jungmayer
Aufnahme: Stefan Lang
Die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt im ländlichen Jugendstil liegt in einer ausgedehnten Parklandschaft und wurde im Jahr 1911 eröffnet. Von Beginn an lag der Schwerpunkt auf der Psychiatrie. Heute ist das Bezirksklinikum Mainkofen mit über 90 Gebäuden die größte Gesundheitseinrichtung in Niederbayern.
Zwischen 1934 und 1943 geschah hier durch die Nationalsozialisten großes Unrecht an Menschen mit Handicap. Es wurden mehr als 500 Zwangssterilisationen durchgeführt. Nach heutigem Wissensstand wurden zwischen Oktober 1940 und Juli 1941 604 Personen in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz deportiert. Und 762 Männer, Frauen und auch Jugendliche starben in Mainkofen an einer bewussten Mangelernährung, der sog. „Hungerkost“.
An diese Menschen wird seit 2014 auf dem ehemaligen Friedhof erinnert.
Im Eingangsbereich des Friedhofsgeländes infomieren fünf Tafeln über die Geschehnisse in Mainkofen während der Zeit des Nationalsozialismus. Die Themen "Unrecht und Mord in der Psychiatrie", "Zwangssterilisation", "Aktion"T4"" und "Dezentrale Tötungsmaßnahmen" werden mithilfe von aussagekräftigem Quellenmaterial dargestellt. Über das jahrzehntelange Verschweigen und Vergessen berichtet die Tafel "Umgang mit nationalsozialistischem Unrecht nach 1945".
Die Leichenhalle befindet sich im Osten des Friedhofsareals und wurde von 1911 bis ins Jahr 2013 genutzt. Bis in die 1970er Jahre wurde in der angegliederten Prosektur obduziert.
Der Bezirk Niederbayern hat die Gedenkstätte errichtet unter Mithilfe von:
Die Gedenkstätte Mainkofen ist ganzjährig geöffnet und frei zugänglich, der Eintritt ist kostenfrei.
Gedenkstättenführungen und Programme für Schulklassen können hier gebucht werden:
Bezirksklinikum Mainkofen
Telefon: 09931 87 30 000
gedenkstaette@mainkofen.de
Die Führungen sind kostenfrei, für ein Programm für Schulklassen mit Gruppenarbeiten wird eine Pauschale von 50€ angesetzt. Mehr Informationen zu den Programmen erhalten Sie unter MUSbi (MUSEUM bildet)
Der Flyer zum Herunterladen
Bezirksklinikum Mainkofen - Ein Ort des Erinnerns an die Opfer der Psychiatrie während des Nationalsozialismus 1934-1945
Bezirksklinikum Mainkofen - Zahlen/Daten/Fakten
Bezirksklinikum Mainkofen - Geschichte
Literaturempfehlung: Cranach, Michael von / Hans-Ludwig Siemen (Hg.): Psychiatrie im Nationalsozialismus. Die Bayerischen Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1933 und 1945, München 1999, 2. Auflage 2012.
Theorie und Praxis - Ort des Erinnerns
taz am 29.10. 2014 - Vor dem Vergessen bewahrt
Kulturheimat am 26.10.2018 - Erinnern und Gedenken