Sveiki! Ich heiße Paula und studiere KuWi im 6. Semester. Von März bis Juli 2021 arbeitete ich als German Content Marketing Intern bei dem Print-on-Demand Unternehmen Printful Inc. in Riga. Lettland scheint vielleicht etwas willkürlich als Zielland und auch ich selbst wusste vor meiner Anreise kaum etwas über die sogenannte „Perle des Baltikums“. Ich entschied mich für Riga, weil ein Freund im gleichen Zeitraum dort sein Auslandssemester absolvierte. Dementsprechend hatte ich weder konkrete Vorstellungen noch hohe Erwartungen, doch ich kann sagen: Ich wurde positiv überrascht.
Der Bewerbungsprozess dauerte ca. drei Wochen. Nach Abgabe meiner Bewerbungsunterlagen musste ich eine Bewerbungsaufgabe erledigen, die darin bestand, einen Teil eines Blogposts zu schreiben und Social Media Posts vorzubereiten. Danach wurde ich zu einem Online-Bewerbungsgespräch eingeladen und kurz darauf erhielt ich dann im Januar ziemlich schnell eine Zusage. Die Zeit bis zum Abflug war dann aber wirklich eine Achterbahnfahrt: Als in Lettland aufgrund der Pandemie erneut der Ausnahmezustand erklärt wurde und klar war, dass ich nur aus dem Home-Office arbeiten würde, war das Praktikum auf einmal in der Schwebe. Printful schlug mir vor, im Home-Office von Deutschland aus zu arbeiten. Da ich aber von der Auslandserfahrung profitieren wollte und mir bereits die finanzielle Förderung durch Erasmus+ zugesichert wurde, machte ich mich trotz aller Hindernisse auf den Weg ins Baltikum. Dort musste ich zunächst zehn Tage in Selbstisolation. Meine WG fand ich über eine Facebook-Gruppe. Ich lebte mit drei anderen internationalen Erasmus-Studierenden zusammen und würde es jederzeit wieder so machen. Besonders, da ich aus dem Home-Office arbeitete, war es schön, andere Leute um mich zu haben. So fiel es mir auch leicht, (trotz Corona) Kontakte zu knüpfen.
Montags bis freitags arbeitete ich jeden Tag von 8:30 Uhr bis 17:00 Uhr von zuhause aus. Printful wurde 2013 gegründet und ist mittlerweile ein international agierendes Unternehmen und seit kurzem das erste lettische Unternehmen mit Unicorn Status. Darunter versteht man Startup-Unternehmen mit einer Marktbewertung vor Börsengang von über einer Milliarde US-Dollar. Die Website existiert in sieben Sprachen und für jede davon gibt es ein eigenes Marketing-Team. Das deutsche Team, das ich während des Praktikums unterstützte, besteht aus zwei weiteren Content Marketing Specialists. Die beiden arbeiteten von Barcelona aus, standen mir aber stets helfend zur Seite. Im Austausch mit den anderen internationalen Marketing-Teams erstellten und lokalisierten wir Inhalte für den deutschen Markt. Meine Aufgaben bestanden darin, Inhalte für Social Media zu erstellen, Blogposts und E-Mails zu schreiben sowie Landing Pages zu lokalisieren. Außerdem half ich bei der Organisation von Podcast-Kollaborationen. Darüber hinaus führte ich Interviews mit deutschen Kundinnen und Kunden. Oft suchte ich auch Informationen über Wettbewerber, Kundinnen und Kunden oder potenzielle Partnerinnen und Partner.
Ich wusste von Anfang an, dass das Praktikum vollständig im Home-Office stattfinden würde. Natürlich wäre es schön gewesen, auch mal ins Büro zu können, da es teilweise ein bisschen einsam und monoton ist, jeden Tag acht Stunden allein vor dem Bildschirm zu sitzen. In Deutschland wäre dies zu dem Zeitpunkt aber vermutlich auch nicht möglich gewesen und so konnte ich zumindest nach Feierabend und am Wochenende neue Eindrücke in einem mir vorher unbekannten Land gewinnen. Auch die Corona-Regeln waren etwas lockerer als in Deutschland und man konnte als Gruppe Ausflüge in andere Städte, in die Natur oder in die anderen Länder des Baltikums unternehmen. Bereits im Mai konnten sich dann auch alle Erasmus-Studierenden in Riga impfen lassen – ein richtiges Highlight im Corona-Auslandspraktikum!
Die Zeit vor meinem Abflug war, wie schon erwähnt, nervenaufreibend, aber das ZKK stand mir währenddessen unterstützend zur Seite. Ursprünglich war das Praktikum als bezahlt ausgeschrieben. Aufgrund der veränderten pandemiebedingten Umstände war es dann aber letztendlich unbezahlt und ich war umso dankbarer über die finanzielle Unterstützung durch Erasmus+. Die Lebenshaltungskosten vor Ort und zusätzliche Kosten für Ausflüge etc. sind schließlich nicht zu unterschätzen.
Lettland stand nie auf meiner Liste an Orten, die ich gerne besuchen möchte. Nach vier Monaten dort kann ich aber wirklich jedem und jeder eine Reise ins Baltikum empfehlen. Besonders Riga ist eine vielfältige und überraschend grüne Stadt. Man findet Einflüsse aus der ehemaligen Sowjetunion wie auch aus Deutschland und Gebäude im Jugendstil. Es gibt sowohl ein Hipster-Viertel mit coolen Bars als auch eine hübsche Altstadt. In kurzer Zeit ist man am Meer und aufgrund der geringen Distanzen kann man das Land gut mit dem Auto erkunden. Die kleineren lettischen Städte sind ehrlich gesagt eher weniger spannend, aber die Natur und die Nationalparks sind sehr schön. Auch Estland und Litauen sind einen Besuch wert. Als Praktikantin hatte ich im Vergleich zu den Erasmus-Studierenden weniger Freizeit, konnte aber trotzdem viele spannende Eindrücke gewinnen. Außerdem habe ich im Praktikum sehr viel gelernt und es hat mir eine Idee gegeben, was ich nach meinem Bachelor machen möchte. Somit war mein Praktikum im Baltikum ein Erfolg und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung.