ZKK: Sie bieten auf studentischem Wunsch ein Seminar zu Sprechdeutlichkeit an. Was war das konkrete Anliegen der Studierenden?
Dr. Elke Krauser: Die Studierenden wünschten sich ein ZKK-Seminar, in dem Tipps zum akzentfreien Deutsch gegeben werden. Die Studierenden gaben an, dass dies ein großes Thema für zukünftige Nachwuchskräfte sei, die im niederbayerischen Raum geboren sind. Weiterhin führten sie aus, dass durch den Dialekt bei Vorstellungsgesprächen, Vorträgen oder dergleichen in bestimmten Regionen durchaus Nachteile erwachsen könnten.
ZKK: Was bedeutet eigentlich Dialekt und womit beschäftigen sich die Teilnehmenden in ihrem Seminar?
Krauser: Der Dialekt ist der Sprachgebrauch, mit dem ich als Kind aufwachse, mit all seinen melodischen und artikulatorischen Erkennungsmerkmalen, den grammatikalischen Eigenheiten und Besonderheiten in der Wortwahl. Es ist eine regionale Varietät, die Teil der Identität wird.
Wenn ich akzentfrei sprechen will, muss ich zunächst meine Aufmerksamkeit auf die Unterschiede zwischen meiner Aussprache und dem Standard richten. Wortwahl, Grammatik sowie Betonung und Stimmklang sind Faktoren, die Dialekt ausmachen. Insofern beschäftigen sich die Übungseinheiten im Kurs mit diesen angeführten Bereichen.
Weiterhin vermittelt der Kurs den Teilnehmenden Strategien, wie die Sprachlaute zu „greifen“ und voneinander abzugrenzen sind. Durch Videoaufnahmen und Gesprächsmitschnitte wird die individuelle Aussprache analysiert und trainiert.
ZKK: Worauf arbeiten Sie hin und was sind die Ziele Ihrer Veranstaltung?
Krauser: Im Vordergrund steht natürlich die Vermittlung kommunikativer Kompetenzen. Hierbei sollen sich die Teilnehmenden mit der Standardsprache und dem Dialekt auseinandersetzten, dabei Spaß haben und Lernwillen entwickeln, aber unbedingt die persönliche Sprechnote beibehalten. Dazu gehört die Schulung der Lautbildung und des sensiblen Hörens sowie eine Verbesserung der Sprechdeutlichkeit und Erlernen der Aussprachenormen.
Der Wechsel von dialektgeprägtem Sprechen zu Standard wird geschult und die individuelle Ausdrucksweise gewinnt an Wirkung, Präsenz, Überzeugungskraft und artikulatorischer Klarheit. Es geht nicht darum seinen Dialekt zu verbergen, sondern vielmehr um die Fähigkeit Standard zu sprechen, wenn sich damit Vorteile ergeben.
ZKK: Kann der eigene Dialekt also berufliche Kommunikation beeinflussen und wenn ja, wie genau äußert sich das?
Krauser: Diese Frage sollte man sich zuallererst selbst beantworten. Wie reagiere ich auf jemanden, der sächselt, bayerisch oder rheinländisch spricht? Verändere ich meine Art und Weise, wie ich Kontakt aufbaue oder kommuniziere? Bei ehrlicher Beantwortung wird sich überwiegend ein „ja“ ergeben, in positiver als auch in negativer Hinsicht.
Man kommt sicherlich schneller und sachdienlicher ins Verhandlungsgespräch bei ortansässigen Betrieben, wenn ebenfalls Dialekt gesprochen wird. Zudem ist die Sprache Teil der Identität und ein authentisches Erkennungsmerkmal. Allerdings begünstigt ein dialektgefärbtes Sprechen auch den Abruf von Stereotypen. Dialekt kann einen vorurteilsfreien Umgang also erschweren, in extremen Fällen sogar die überregionale Kommunikationsfähigkeit behindern.
Akzentfreies Sprechen ist im Berufsleben ein entscheidendes Thema und zählt zur kommunikativen Kompetenz. Gerade in multilingualen Teams ist oftmals ein dialektfreies Sprechen erwünscht, um müheloses Verständnis und funktionierendes Teamwork zu garantieren. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung sowie der vorherrschenden sprachlichen Heterogenität der Gesellschaft ist das Einsetzen verschiedener Sprechweisen eine Schlüsselqualifikation.
ZKK: Herzlichen Dank für das Gespräch!