Auf Einladung des Hochschulverbunds Transfer und Innovation in Ostbayern (TRIO) haben sich in einem virtuellen Workshop 91 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende und Kommunalvertretungen mit der Frage beschäftigt, ob Reallabore auch für den Wissenstransfer in Ostbayern gewinnbringende Formate sein könnten. Auch Vertreterinnen und Vertreter aus neun „Schwesterprojekten“ von TRIO, die ebenfalls zur BMBF-Förderinitiative Innovative Hochschule (IHS) gehören, beteiligten sich an dem Austausch.
Für alle diese IHS-Projekte steht der Wissenstransfer im Fokus, und so war das Interesse an Reallaboren als ganz spezielle Form des Wissenstransfers besonders groß. Reallabore können als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft fungieren und Akteure aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammenbringen, um ein gegenseitiges Lernen, gemeinsames Experimentieren und einen Anstoß von Transformationsprozessen in der Gesellschaft zu ermöglichen.
Dr. Oliver Parodi vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Dr. Editha Marquardt von der Universität Speyer stellten das Konzept „Reallabor“ anhand zweier prominenter Praxisbeispiele vor: Dr. Parodi baute das Reallabor „Quartier Zukunft – Labor Stadt“ in Karlsruhe 2012 als eines der ersten Labore weltweit auf und Dr. Marquardt leitet seit 2015 das Reallabor „Urban Office - Nachhaltige Stadtentwicklung in der Wissensgesellschaft“ in Heidelberg. „Reallabore haben Konjunktur“, darin waren sich Marquardt und Parodi einig. Beide betonten, dass für das Gelingen von Reallaboren ein gemeinsames Problemverständnis sowie eine gemeinsame Vision aller Beteiligten wichtig sind, die sich bei der Zusammenarbeit auf Augenhöhe begegnen müssen.
Marquardt berichtete aus Heidelberg, dass die Einrichtung eines gemeinsamen Büros im Stadtplanungsamt und gemeinsame Aktivitäten in der Stadtöffentlichkeit wie das Veranstaltungsformat „Wissen-to-go“, Zukunftswerkstätten und Bürgerworkshops hilfreich waren, die anfängliche Zurückhaltung der Bürgerinnen und Bürger zu überwinden. Als besonders wichtige Erfolgsfaktoren betonte Parodi „Communication, Trust and Time“: Kommunikationsarbeit und Vertrauensaufbau zwischen den verschiedenen Akteuren seien elementar und benötigten viel Zeit.
Sind Reallabore damit vielleicht auch eine neue Form des Wissenstransfers, die für Ostbayern genutzt werden kann? Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer entwickelten bereits während der Veranstaltung Vorschläge für mögliche Themenfelder, die sich in dieser Form bearbeiten ließen, angefangen von der medizinischen Versorgung über eine vernetzte Infrastruktur bis hin zur nachhaltigen Landwirtschaft.
Transfer und Innovation Ostbayern (TRIO)
Transfer und Innovation Ostbayern (TRIO) ist ein Projekt der sechs ostbayerischen Hochschulen. Das Projekt wird aus dem Programm „Innovative Hochschule“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert und hat eine Laufzeit von fünf Jahren. TRIO sieht sich als Impulsgeber für Innovationen in Ostbayern. Ziel von TRIO ist es, Wissens- und Technologietransfer auszubauen und aktiv zu gestalten und den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in der Region zu verstärken. Die ostbayerischen Hochschulen planen dazu unter anderem, ihre Kompetenzen - schwerpunktmäßig im Bereich Digitalisierung – fächerübergreifend zu bündeln und transparent zu machen. Am Hochschulverbund TRIO beteiligt sind als Koordinatorin die OTH Regensburg, außerdem die OTH Amberg-Weiden, die TH Deggendorf, die Hochschule Landshut und die Universität Passau (wissenschaftliche Leitung); die Universität Regensburg ist Kooperationspartner.