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Neue Wege in der empirischen Kommunalwahlforschung

Im Rahmen des Workshops "Nutzung und Verstetigung der Kommunalwahldatenbank Deutschland" des Forschungsprojekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Local Party Systems Germany (LocPSG) haben sich Nutzerinnen und Nutzer der Datenbank an der Universität Passau getroffen. Die Teilnehmenden tauschten sich zu den Möglichkeiten und Grenzen der Verwendung der Datenbank für die Forschung und zukünftige Projekte aus.

| Lesedauer: 3 Min.

Im Zentrum des Workshops in den historischen Räumen des Departments für Katholische Theologie stand die Kommunalwahldatenbank Deutschland, in der Daten zu fast allen Kommunalwahlen in einem Großteil der Bundesländer seit 1990 erfasst sind. Zu Beginn stellte Projektleiter Dr. Christian Rademacher in einer Postersession die Genese des Projekts, welches an der Universität Passau an der Lehrprofessur für Methoden der empirischen Sozialforschung angesiedelt ist und seit Februar 2016 läuft, vor und präsentierte erste vorläufige Ergebnisse. "Die Daten werden in keinem anderen Tool in diesem Ausmaß festgehalten", stellt Rademacher klar. "Die Kommunalwahlforschung erfährt zu Unrecht eine stiefkindliche Behandlung in den Politikwissenschaften. Unsere Ergebnisse zeigen Effekte, die einen nicht unwesentlichen Teil der Wählerschaft in eine recht geringe Anzahl von Cluster einteilen lässt; das Wahlverhalten lässt auf verborgene Muster über einen längeren Zeitverlauf schließen".

Zunächst bestand ein Großteil der Arbeit allerdings darin, die Daten zu vereinheitlichen, denn die Daten zu den Kommunalwahlen werden von den einzelnen Bundesländern teils sehr unterschiedlich erhoben, aufbereitet und zur Verfügung gestellt. "Geradezu eine Sisyphusarbeit", bestätigte Tanja Köglmeier, ehemalige und langjährige Mitarbeiterin im Projekt. Eine Anstrengung, die aber nicht nur dem eigenen Projekt zugutekommt. "Die aufbereitete Datenbank wird in Zukunft auch anderen Kommunalforscherinnen und -forschern zur Verfügung stehen, damit diese sie ebenfalls für ihre Untersuchungen heranziehen können", so Köglmeier weiter.

Im ersten Panel wurde die Datenbank durch die Mitarbeiterinnen Ida Bauer und Tanja Köglmeier sowie den Projektleiter vorgestellt und auf die Schwierigkeiten bei der Zusammenführung der Daten aufmerksam gemacht. Außerdem wurde die Forschungsfrage des Projekts erläutert. Dabei geht es um die Analyse von Parteiensystemen auf der kommunalen Ebene sowie die Betrachtung der Parteiensysteme im Zeitverlauf. Im zweiten Panel gab Stefan Jung einen Einblick in das von Prof. Dr. Brigitte Geißel und Dr. Petra Guasti (Institut für Politikwissenschaft, Goethe-Universität Frankfurt) in Kooperation mit Zdenka Mansfeldová (Institut für Soziologie, Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik) geplante Projekt, in dem untersucht werden soll, inwieweit der Erfolg Kommunaler Wählergemeinschaften in Deutschland und Tschechien ein Symptom demokratischer (De-)Konsolidierung darstellt. Georg Reiff von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heidenheim thematisierte anschließend die "Möglichkeiten und Grenzen der Kommunalwahldatenbank für die Quartiersforschung". Im abschließenden Beitrag zu den Projektarbeiten stellten Frau Dr. Kerstin Völkl und ihr Kollege Christoph Korb unter dem Titel "Heterogenität von Gemeinden im Bundesländervergleich" ihr aktuelles Projekt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vor.

Der Abschluss des Workshops behandelte die Möglichkeiten der Verstetigung der Datenbank. Frau Dr. Kirsten Witte führte zunächst in die Datenbank "Wegweiser Kommune" ein, welche von der Bertelsmann Stiftung jährlich erhoben und aktualisiert wird und für Forschende zur Verfügung steht. Es folgte eine Diskussion über die Möglichkeiten und weitere Nutzungspotenziale der neu aufbereiteten Datenbank. "Wir haben spannende Projektpräsentationen hinter uns und viele Ideen sammeln können, für zukünftige Forschungsvorhaben und Nutzungsmöglichkeiten für die Datenbank", zog Projektleiter Rademacher ein positives Fazit.

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