Frauen verkaufen sich in Bewerbungsgesprächen schlechter als Männer. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die am Lehrstuhl für Englische Sprache und Kultur der Universität Passau angefertigt worden ist. Dr. Daniela Wawra von der Universität Passau untersuchte für ihre Dissertation den Sprachgebrauch von Frauen und Männern im Bewerbungsgespräch.
Im Zentrum der Arbeit steht eine Untersuchung zum Sprachgebrauch von Männern und Frauen im Job-Interview. Das Job-Interview spielt eine zentrale Rolle bei der Verteilung von Zukunftschancen: Männer und Frauen unterscheiden sich hier deutlich in ihrem Sprachgebrauch, wie die Arbeit zeigt. Diese Unterschiede werden beschrieben und interdisziplinär erklärt aus der Perspektive der Sprachwissenschaft, der Sozialwissenschaften, der Genetik und Evolutionspsychologie sowie der Wirtschaftswissenschaften. Denn: „Ein tieferes Verständnis für diese Ursachen verhindert Diskriminierungen“, so Dr. Daniela Wawra. Wenn sehr gut geeignete Bewerberinnen nur aufgrund anderen sprachlichen Verhaltens im Bewerbungsgespräch nicht eingestellt werden, so verschlechtere dies die Wettbewerbsfähigkeit von Organisationen.
Der Sprachgebrauch von Männern und Frauen in Job-Interviews ist bisher noch kaum untersucht worden, da es sehr schwierig ist, an authentische Daten zu kommen. Für die Studie ist es gelungen, authentische englischsprachige Bewerbungsgespräche aufzuzeichnen und sprachwissenschaftlich auszuwerten. Die Auswertung ergab, dass sich männliche Bewerber insgesamt kompetenter darstellen als die Bewerberinnen, außerdem weisen Frauen einen persönlicheren Sprachgebrauch auf als die männlichen Bewerber, deren Sprachgebrauch sachlicher ist. Zudem verwenden die Bewerber mehr sprachliche Mittel, die Sicherheit ausdrücken als dies die Bewerberinnen tun und pflegen einen dominanteren Sprachgebrauch: Dieser kommt sogar fast ausschließlich bei den männlichen Bewerbern vor. Und: Die Bewerber sprechen mehr als die Bewerberinnen.
Fazit: Die Bewerberinnen verkaufen sich schlechter als die Bewerber!
Konsequenzen
Obwohl Frauen in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert sind, ist es erstaunlich, dass es bisher kaum Studien zum Verhalten und Sprachgebrauch von Frauen (und Männern) in Job-Interviews gibt. Schließlich ist das Job-Interview ganz zentral für das berufliche Fortkommen. Die Studie zeigt, dass die Gefahr besteht, dass vor allem Frauen aufgrund ihres Sprachgebrauchs in diesem Kontext diskriminiert werden. Organisationen gehen hier unter Umständen bestens geeignete Bewerberinnen für eine Stelle verloren. Dies geschieht, weil den meisten Personalverantwortlichen Unterschiede im Sprachgebrauch von Männern und Frauen nicht bewusst sind. Der Sprachgebrauch der Bewerberinnen wird häufig an der männlichen „Norm“ gemessen und Abweichungen werden Frauen meist als Schwäche ausgelegt. Wären sich die Verantwortlichen jedoch der Unterschiede im Sprachgebrauch der Geschlechter bewusst, könnte vermieden werden, dass geeignete Bewerberinnen abgelehnt werden. Die optimale Nutzung des Personalangebots könnte die Wettbewerbsfähigkeit einer Organisation erheblich steigern.
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Hinweis an die Redaktionen: Rückfragen zu dieser Pressemitteilung richten Sie bitte an Dr. Daniela Wawra, Tel. 0851/509-2803, oder an die Pressestelle der Universität Passau, Tel. 0851/509-1430, E-Mail: pressestelle@uni-passau.de.