"Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" - nach bisherigen Erkenntnissen der Sozialforschung hat das Sprichwort im Hinblick auf unsere Wahrnehmung von Macht, Politik und Herrschaft durchaus seine Berechtigung. "Bilder haben eine starke Überzeugungskraft. Sie erscheinen uns als authentisch und wir gehen deshalb ohne groß nachzudenken davon aus, dass das, was wir sehen, real existiert", fasst Projektleiter Prof. Dr. Horst-Alfred Heinrich zusammen. "Durch visuelle Information lassen sich also Wirklichkeiten modellieren und auch manipulieren. Wir sehen am Beispiel der Fake News, wie empfänglich wir für Bilder sind und wie groß der Einfluss von Bilderwelten auf den öffentlichen Diskurs geworden ist. Und in einer Zeit des zunehmenden Populismus ist die Frage danach, wie Politik öffentlich dargestellt wird, aktueller denn je."
Das Passauer Projektteam untersucht sowohl die Bilder, die im Zusammenhang mit Demokratie gezielt über die Leitmedien transportiert werden (Top-Down-Perspektive), als auch die Bilder, die in den Köpfen der Menschen bereits vorhanden sind und in der Alltagssprache ihren Ausdruck finden (Bottom-Up-Perspektive). Damit schließt "ViDe(m)o" eine wichtige Lücke in der Forschungslandschaft: "Die Untersuchung von Bildlichkeit hat in der Politikwissenschaft und insbesondere in der empirischen Demokratieforschung bisher wenig Raum eingenommen, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass die Analyse von Bildmaterial und Bildwahrnehmung sehr anspruchsvoll ist, weil es Interpretationsspielräume gibt", so Heinrich.
Gegenstand der Forschungsarbeit sind zum einen die Titelbilder der drei führenden politischen Magazine Deutschlands (DER SPIEGEL, stern, FOCUS). Diese umfangreiche Analyse wird ergänzt durch eine für Bayern repräsentative Bevölkerungsumfrage, bei der die Befragten u. a. darum gebeten werden, zum Zeichenstift zu greifen und ihre Bilder von Demokratie aufs Papier zu bringen.
"Wenn diese beiden Projektphasen abgeschlossen sind, wollen wir die medialen Bilder mit den gezeichneten Bildern vergleichen und auf Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede hin untersuchen", so Projektmitarbeiter Lorenz Klumpp. "Langfristiges Ziel ist es, eine Theorie zu entwickeln, die erklären kann, was Übereinstimmungen wie auch Abweichungen zwischen Bildangebot der Medien und den Images, die die WählerInnen mit sich herumtragen, bedeuten und was sie zur Folge haben."
Das Projekt hat am 1. Juli begonnen und wird über eine Laufzeit von vier Jahren gefördert.