„Warum ist es wichtig, sich mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu beschäftigen? Jenseits des wissenschaftlichen Fortschritts, der natürlich einen Eigenwert darstellt, ist es deshalb wichtig, weil wir auf diese Weise daran arbeiten, die Vergangenheit sicherer zu machen“, erklärt Bernhard Stahl, Professor für Internationale Politik, der Christopher Clark eingeladen hat. „Wenn es darüber hinaus gelingt, die national geprägten Interpretationen vergangener Ereignisse aneinander anzugleichen, dann entsteht eine ideelle Basis, auf der eine gemeinsame Politik für die Zukunft – etwa im Rahmen der europäischen Integration – aufbauen kann. Christopher Clarks Buch ‚Die Schlafwandler‘ leistet hierzu einen herausragenden Beitrag.“
Christopher Clark beschreibt minutiös die Interessen und Motivationen der wichtigsten politischen Akteure in den europäischen Metropolen und zeichnet das Bild einer komplexen Welt, in der gegenseitiges Misstrauen, Fehleinschätzungen, Überheblichkeit, Expansionspläne und nationalistische Bestrebungen zu einer Situation führten, in der ein Funke genügte, den Krieg auszulösen, dessen verheerende Folgen kaum jemand abzuschätzen vermochte. Das Buch wurde nach Erscheinen von der internationalen Kritik gefeiert und ist seither ein Bestseller.
Christopher Clark, geboren 1960, lehrt als Professor Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine's College in Cambridge. Zu seinen Forschungsgebieten zählt neben der preußischen die deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Zu Anfang seiner Karriere forschte er vor allem zur politisch-kulturellen Geschichte der Religion. Sein erstes Buch war eine Studie zur Beziehung zwischen Christen und der jüdischen Minderheit in Preußen zwischen 1728 und 1941. Seither veröffentlichte er verschiedene Artikel und Essays zu verwandten Themen – einige von ihnen behandeln die Problematik, die entsteht, wenn der Staat in religiösen Belangen die Initiative ergreift; andere zeigen die Mechanismen auf, über die Fragen der religiösen Zugehörigkeit in politischen und kulturellen Wandlungsprozessen angedeutet wurden. Als Buchautor trat Christopher Clark bereits mit einem Werk über den Aufstieg und Niedergang Preußens (2007) sowie mit einer Biografie des letzten deutschen Kaisers, Wilhelms II (2008) in Erscheinung.
Seit 2012 unterstützt die PNP-Stiftung das Humanitas Programm, das führende Köpfe aus Wissenschaft und Praxis als Gastprofessuren an die Universitäten Oxford und Cambridge bringt. 2013 konnte zum ersten Mal mit Professor Christopher Hill ein führender Außenpolitikforscher aus Cambridge für einen Gastvortrag an der Universität Passau gewonnen werden. In Kooperation mit dem Lehrstuhl für Neuere und Neuste Geschichte (Prof. Dr. Hans-Christof Kraus) wird dieses Jahr Professor Christopher Clark sein Buch „Die Schlafwandler" in Passau vorstellen.
Einlass in die Veranstaltung ist ab 19:00 Uhr. Die Veranstaltung findet in deutscher Sprache statt.