„Das Symposium ist nicht nur ein Thema in der Pädagogik, sondern bietet einen Reflexionsanlass für die gesamte Universität. Dabei gilt es zu fragen: Wie ist Demokratie möglich? Wie ist sie heute möglich? Wie ist sie als Grundwert in Europa zu sichern? Das wird jede Fachdisziplin aus ihrer Perspektive ein wenig anders beantworten. Gleichzeitig wird man erkennen, dass man für den gemeinsamen Boden, auf dem man lebt, einen Wertefundus braucht, den man wiederum nur in gegenseitiger Anerkennung bilden kann. Das hat Korczak unter schwierigsten Bedingungen mit ‚seinen‘ Kindern vorgelebt – von daher ist er ein pädagogischer Vordenker. Genauso kann er aber auch Leitbild für alle demokratisch gesinnten Menschen sein“, sagt Prof. Dr. Christina Hansen, Vizepräsidentin für Internationales und Diversity und Mitorganisatorin des Symposiums.
Prof. Dr. Ulrich Bartosch, Präsident der Universität Passau und Korczak-Kenner, und seine Kollegin Dr. Agnieszka Maluga, Professorin an der Hochschule Koblenz sowie Vorsitzende der Deutschen Korczak Gesellschaft e.V., gaben am ersten Tag des Symposiums einen Einblick in die vielseitigen Facetten des polnischen Pädagogen und machten die eigenen Zugänge anschaulich. Ein „Weltenwanderer, Tabubrecher und Kräftezähmer“ sei er gewesen, so Maluga.
Am Abend wurde in Kooperation mit dem Cineplex Passau der Bogen in die Passauer Stadtgesellschaft geschlagen: Gerahmt durch einen Vortrag des Bildungshistorikers und Leiters des Lehrstuhls für Geschichte und Philosophie der Erziehung an der Universität Warschau, Prof. Dr. Adam Fijałkowski, wurde der Spielfilm „Korczak“ von Andrzej Wajda (1990) gezeigt.
Prof. Dr. Adam Fijałkowski, Bildungshistoriker und Leiter des Lehrstuhls für Geschichte und Philosophie der Erziehung an der Universität Warschau, und Wojciech Lasota, Doktorand an der Doctoral School of Social Sciences an der Universität Warschau und Vorsitzender der polnischen Korczak-Stiftung beleuchteten am Beginn des zweiten Tages die internationale Rezeption des (Reform)Pädagogen und insbesondere auch zentrale Impulsgeberinnen und -geber jenseits von Korczak selbst, die die pädagogische Arbeit entscheidend beeinflusst haben.
Prof. Dr. Dr. Janusz Surzykiewicz, Inhaber des Lehrstuhls für Sozial- und Gesundheitspädagogik der Universität Eichstätt-Ingolstadt, nahm im Anschluss eine umfassende Einordnung der pädagogischen Ideen Korczaks vor. Mit der für seine Zeit revolutionären Erkenntnis, dass "Kinder keine Menschen der Zukunft sind, sondern die Menschen von heute" habe er eine hochmoderne entwicklungspsychologische Anthropologie mit enormem Innovationspotential auch für die heutige Pädagogik begründet, so Surzykiewicz.
An beiden Konferenztagen hatten die Studierenden aus der von Prof. Dr. Thomas Wünsch (Universität Passau), Prof. Dr. Christina Hansen und Dr. Kathrin Eveline Plank (Universität Passau) geleiteten Lehrveranstaltung „Gelebte Vielfalt und Anerkennung: Zur Aktualität der ‚Pädagogik der Achtung‘ von Janusz Korczak“ zudem die Möglichkeit, Ergebnisse ihrer Arbeiten vorzustellen und mit interessierten Besucherinnen und Besuchern in Austausch zu treten. So wurde u. a. zu folgenden Aspekten diskutiert: Demokratie, Kinderrechte und Partizipation; Achtung und Anerkennung; Solidarität und Widerstand gegen das NS-Regime in der politischen Bildung und Korcak als Symbol des Widerstands in der Zeit der deutschen Besetzung Warschaus.
Am Abend des zweiten Tages knüpfte der Neuburger Gesprächskreis unter dem Motto „The new normal - Gelebte Anerkennung und Demokratie - Was wir von Janusz Korczak lernen können“ am Thema des Symposiums an und erweiterte so nochmal den Kreis der Adressatinnen und Adressaten.