Ausstellung "Local heroes" im Kloster St. Ursula in Straubing


M1: Zeitungsbericht

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M1: Zeitungsbericht

Ausstellung "Local Heroes" im Rahmen einer Fortbildung im Kloster St. Ursula in Straubing

Helden auf Augenhöhe

Lernen an fremden Biografien – Fortbildung bei den Ursulinen

Straubing:  „Local heroes“ stellte Prof. Dr. Hans Mendl vom Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichtes den zahlreichen Teilnehmern der Fortbildung an der Ursulinen-Schulstiftung vor. Er spannte einen großen Bogen von den Heiligenfiguren zu den „nahen Personen“, wie zum Beispiel Mutter und Vater, Lehrer, Großeltern, Onkel und Tanten oder Geschwister. Während die Kinder und Jugendlichen die großen Heiligen als sehr entfernt erleben, die zölibatäre Lebensform und die überhöhte Darstellung ihnen den Zugang oft erschweren, suchen sie doch nach Vorbildern. In Befragungen tauchen dann neben Pippi Langstrumpf, Harry Potter oder die Simpsons  doch relativ häufig gerade die Personen im Lebensumfeld auf, nicht selten sind das die eigenen Eltern.

Vorbilder waren tatsächlich einige Zeit „out“. Zwischen 1970 bis ca. 2000 gab es selbst in der pädagogischen Literatur keine Hinweise auf Vorbilder. Sie wurden nicht selten als „peinliche Überbautypen“  (Lenz) gesehen. In der Shell-Studie von 2000 gaben nur 29 % der Jugendlichen an, ein Vorbild zu haben.  In der Zinnecker-Studie wurde dieser Wert mit 56 % angegeben. Jugendliche machten deutlich, dass ihre Vorbilder meist aus der eigenen Familie stammen, Mütter, Väter oder Großeltern.

Auf die Frage, ob die Gesellschaft denn Vorbilder brauche, meinte Prof. Mendl, dass  unterschiedliche Zugänge dafür sprechen. „Cocooning“, so bezeichnet man das zunehmende  Zurückziehen aus der Öffentlichkeit in das häusliche Privatleben. Die Suche des Menschen nach seinem eigenen individuellen Profil im 21. Jhdt. braucht Vorbilder als Orientierung für die eigene Entwicklung.  Für die modernen Zivilgesellschaften sind Vorbilder ein „gesellschaftlicher Kitt“, der hilft, unterschiedliche Gruppen in einem lebendigen Austausch zu halten.

Prinzipiell gibt es zwei Zugänge zu diesen herausgehobenen Persönlichkeiten. Das asketisch-zieloptimierte Heiligkeitsmodell,  wo der Mensch vom  Ende seines Lebens aus gesehen und bewertet wird. Das andere Modell ist ein „lebensverwobenes prozesshaftes Heiligungsmodell, wo der Blick vor allem auf die „Heiligen der Unscheinbarkeit“ (Romano Guardini) gelenkt wird, die in ihrem Alltag ein herausragendes Engagement zeigen. Gerade diese „Heiligen der Unscheinbarkeit“ sind als Vorbilder sehr geeignet, denn sie sind Menschen wie du und ich, zeigen Selbstlosigkeit im Alltag, sind für Kinder und Jugendliche einfach „tolle Leute von heute“, die man auch persönlich kennenlernen kann. Von ihnen kann man die Haltung der Achtsamkeit übernehmen, sie sind wirkliche Vorbilder!

Im zweiten Teil der Fortbildung setzten sich die Teilnehmer mit den Biografien der Ausstellung auseinander und erarbeiteten anhand dieser lebendigen Vorbilder, was genau diese Persönlichkeiten ausmacht, welche Vorbilder in der eigenen Lebensumwelt zu finden sind und vor allem, was jede und jeder selber punktuell in diese Gesellschaft als Stärke einbringen kann, um so Vorbild für andere zu werden. Für alle beeindruckend war die Sammlung der „Heiligen der Unscheinbarkeit“ aus dem unmittelbaren Erfahrungsfeld der Teilnehmer.

Die Ausstellung „Local heroes“ ist noch bis Montag, 7. Mai 2012 im Raum Sankt Ursula zu sehen. Der Zugang erfolgt über die Pforte des Ursulinenklosters.