Ausstellung Berufsschule 2 Landshut
 

M1: Jahresbericht Schuljahr 2010/ 2011, S. 268-270
M2: Zeitungsartikel LZ, Dienstag, 17.05.2011, S. 27
M3:
Bilder

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M1: Jahresbericht Schuljahr 2010/ 2011, S. 268-270

Projekttage "Zivilcourage- sich einmischen- unterstützen- sich engagieren"

In der Fachgruppenkonferenz im Januar 2011 wurde von Fachbetreuer Heinrich Wannisch der Vorschlag eingebracht, dieses Schuljahr noch Projekttage zum Thema "Zivilcourage" im Rahmen des Religions- und Ethikunterrichtes anzubieten. Verschiedene inhaltliche Vorschläge wurden eingebracht und diskutiert. Sie mündeten in dem einstimmigen Beschluss, die Projekttage im Mai 2011 durchzuführen.
Vier Teilbereiche wurden von den Schülern zwischen 16. und 27. Mai von den Lehrkräften angeboten:

Kennenlernen von Personen unserer Region, die beispielhaft für das Thema Zivilcourage stehen. Diese Personen wurden in einige Klassen eingeladen und berichteten über ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten. Dr. Rainer Berendes (Medizinischer Notfalleinsatz in Haiti) besuchte die MFA 12 b, Theresia Kaltenhauser (Hospizbegleiterin) war in der ZFA 12 b (siehe Bild), Gerda Kloske-Schindlbeck vom Blindenbund unterrichtete die St 11 a, Ida Gassner vom Verein Indienhilfe "Schritt für Schritt" berichtete der MFA 10 c von ihrer Arbeit und Danielel Koglin veranschaulichte der BK 11 c seine Tätigkeit bei der Freiwilligen Feuerwehr. Die Aktivitäten der Besucher wurden von den Klassen mit Unterstützung der Lehrkräfte in Schautafeln umgesetzt, die dann die Ausstellung von Prof. Dr. Hans Mendl ergänzten.

Ausstellung "Local Heroes- Heilige der Unscheinbarkeit"
Seit über zehn Jahren sammelt Prof. Dr. Hans Mendl von der Universität Passau im Rahmen eines Projektes mit seinen Studenten Beispiele für herausragendes ehrenamtliches Engagement. Sehr oft geschieht dieser Einsatz ja unbemerkt von der Öffentlichkeit. Durch die Sammlung solcher Beispiele soll diese wertvolle Tätigkeit mehr in das Bewusstsein der Gesellschaft gerückt werden. Es entstand eine Wanderausstellung mit vielen Beispielen, die für zwei Wochen nun auch an unserer Schule war. Die Bildtafeln wurden um Personen aus unserer Region ergänzt. Mithilfe eines Arbeitsblattes besichtigten viele Klassen im Religions- bzw. Ethikunterricht diese Ausstellung und bearbeiteten dazu Fragen und Aufgaben.

Eröffnungsveranstaltung mit Podiumsteilnehmern am 16.05.2011
Emanuel Socher-Jukic, Stadtredaktionsleiter der Landshuter Zeitung, führte als Moderator durch die Podiumsveranstaltung zur offiziellen Eröffnung der Projekttage. Mit auf der Bühne als praktische Beispiele für ehrenamtliches Engagement saßen der zehnjährige Quirin Kapfhammer als Initiator eines Benefizkonzertes zugunsten der Arbeit von Dr. Berendes in der Organisation "Humedica". Als bereits über die Region hinaus bekannter Musiker und G'stanzlsänger ließ er es sich nicht nehmen, die Veranstaltung musikalisch zu eröffnen und zu beenden. Theresia Kaltenhauser, Ida Gassner und Gerda Kloske-Schindlbeck waren wieder gekommen, Professor Mendl erläuterte Absicht und Inhalte seines Projektes. PHK Schweibold, der Präventionsbeauftragte von der Polizeiinspektion Landshut, und Fachbetreuer Heinrich Wannisch vervollständigten das Podium. Über 200 Schüler verfolgten aufmerksam die Beiträge der verschiedenen Referenten und wurden in dieser Stunde intensiv in die Thematik der Projekttage eingeführt.

Fortbildungsmodul "Zivilcourage" mit PHK Schweibol
Fritz Schweibold von der Polizeiinspektion Landshut bot in den beiden Wochen zwei Fortbildungsmodule zum Thema an. Das Kürzere, an dem mehrere Klassen teilnehmen konnten, hatte als Schwerpunkt die Frage nach den Rechten und Pflichten in Bezug auf Zivilcourage zum Inhalt. "Was darf/muss ich in den einzelnen Situationen tun? Was soll ich gegebenenfalls tun oder was auch nicht? Was darf ich nicht machen?"Jegliches Handeln hat ja auch eine rechtliche Seite, denn der Bürger ist in konkreten Notsituationen zur Hilfe verpflichtet. Es kann aber nicht darum gehen, den "Rächer von Witwen und Waisen" zu spielen, sondern der Situation angepasst vernünftig und konsequent zu handeln. Drei Klassen durften zusammen mit PHK Schweibold und unterstützt von seiner Kollegin Tausendpfund ein dreistündiges Fortbildungsmodul mitmachen. Zur Theorie kam hier viel Praxis mit dazu, sei es in Form von filmischen Szenen oder auch ganz praktischem Szenarientraining. Was etwa kann man machen, wenn man miterlebt, dass eine Person im Bus von einem anderen Fahrgast bedrängt wird? Interessant und einleuchtend war hier die Feststellung, dass es viel mehr Sinn macht, das "Opfer" aus der Bedrohungssituation herauszunehmen, als sich mit dem "Täter" auseinanderzusetzen. Wenn man sich selbst in so einer Situation befindet- auch wenn sie nur "gespielt" ist- empfindet man doch gleich anders, als man es sich in der Theorie vorstellt.

Fazit
Der Auftrag der Schule, erzieherisch zu wirken und Werte zu vermitteln, wurde mit den Projekttagen eindringlich und kompetent umgesetzt. Die durchwegs positiven Rückmeldungen der Schüler zeigten, dass das Thema "Zivilcourage" sowohl aktuell, als auch Emotionen weckend ist und in den Kontext des Religions- bzw. Ethikunterrichtes passt.

Bedanken möchte ich mich bei allen Referenten, die in den Klassen ihre Tätigkeit vorgestellt haben oder am Podiumsgespräch teilgenommen haben. Mein Dank gilt ebenso allen Kollegen, die an Vorbereitung und Durchführung beteiligt waren, insbesondere Carmen Loibl, Rosemarie Wannisch und Maria Zehentner.

 

 

M2: Zeitungsartikel LZ, Dienstag, 17.05.2011, S. 27.

Vom Glück, anderen zu helfen

Podiumsgespräch über das Thema ´Zivilcourage an der Berufsschule II

In der Aula der Berufsschule II wurden gestern die Projekttage zum Thema Zivilcourage eröffnet. Auf dem Podium befasste sich ein sehr vielfältig besetztes Forum mit Beispielen des Engagements für andere. Stadtredaktionsleiter Emanuel Socher-Jukic moderierte die Veranstaltung. Die Projekttage sollen zeigen, was auch Schüler Gutes für andere tun können.

Der jüngster Teilnehmer, Qirin Kapfhammer, ist das beste Beispiel dafür: Der Zehnjährige, der auch mit seiner Ziehharmonika aufspielte,  hatte die Idee zum Benefizkonzert, als er über den Einsatz eines Landshuter Arztes Dr. Rainer Berendes für die Haiti-Hilfsorganisation "Humedica" in der LZ las. Dazu musste jedoch zuerst ein Förderverein gegründet und nach einem Saal gesucht werden, erzählte Quirin. Seine Mama habe jetzt ziemlich viel Arbeit mit der Organisation des Konzerts, aber es seien auch noch andere Helfer dabei. Auch Ida Gaßner vom Indienhilfe-Verein "Schritt für Schritt" hat schon einiges auf die Beine gestellt: Vor kurzem hat sie in Indien eine weitere Schule für 900 Kinder aus den Slums eröffnet. Ihre Motivation, wie sie auf eine Frage von Socher-Jukic mit leuchtenden Augen sagte, schöpft sie aus den bisherigen Erfolgen. "Und dem Lachen der Kinder, die anfangs noch verstört und verschüchtert waren." Ihr selbst vermittle es ein Glücksgefühl, anderen zu helfen, so auch mit dem von ihrem Verein gerichteten Hospiz.

Eine Erfahrung, die Theresia Kaltenhauser mit Ida Gaßner teilt: Die ehemalige Krankenschwester arbeitet ehrenamtlich als Hospizhelferin. Sie sieht sich jedoch nicht als Sterbe-, sondern als Lebensbegleiterin. Durch diese Begleitung und ihren Glauben habe sie die Angst vor dem Tod verloren, sagte Kaltenhauser. Oft bestehe ihre Arbeit darin, einfach für jemanden dazusein, "das ist in unserer Gesellschaft schwierig geworden".
Seit vielen Jahren für andere da ist Gerda Kloske-Schindlbeck, die ehemalige Behindertenbeauftragte der Stadt. Auf die Frage, wann sie sich zum ersten Mal für andere engagiert haben sagte die in der frühen Jugend Erblindete: "In der Blindenschule". Denn da habe es bereits Schwächere gegeben, Menschen, die mit ihrer Behinderung viel schlechter zurechtkamen als sie selbst. Helfen zu können, sei ein großes Geschenk, sagte Kloske-Schindlbeck. Bei ihr vergehe heute kein Tag, ohne dass jemand sie um Hilfe bitte.
Auf das Heldentum im Alltag macht Prof. Dr. Mendl vom Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik im Religionsunterricht an der Universität Passau aufmerksam. Eine von ihm initiierte Ausstellung an der Berufsschule II mit dem Titel "Local Heroes" belegt derzeit mit Beispielen von Menschen aus der Gegend, wieviel "unheimlich Gutes" etwa im rahmen eines Ehrenamts getan werden kann. Was Menschen auszeichne, die anderen helfen, fragte Emanuel Socher-Jukic. Mendls Antwort: "Sie gehen achtsam durchs Leben und haben einen langen Atem." Die Welt brauche Menschen, die sich für andere einsetzen, erklärte er. "Helden" seien Netzwerker, die es schafften, auch andere zu motivieren.

"Warum gerade ich?"

Welche Art von "Heldentum" gefragt ist, wenn es darum geht, in eine Schlägerei einzugreifen- dieser Frage beantwortete Polizeioberkommissar und Präventionsbeamter Fritz Schweibold. Viele drückten die Verantwortung weg, nach dem Motto "Warum gerade ich?". Man solle aber auch nicht versuchen, den Rächer der Witwen und Waisen zu spielen, riet Schweibold. Oberster Grundsatz sei: Sich  nicht selbst in Gefahr zu bringen; vielmehr Hilfe per Handy anfordern. Oder Öffentlichkeit herzustellen, indem man gezielt andere um Hilfe bitte, und sich das Geschehen bestätigen lasse: "Haben Sie das auch gesehen?" In 99,9 Prozent der Fälle, so Schweibold, handle man nach einem Bauchgefühl instinktiv richtig.
Den Einsatz für andere auch öffentlich zu würdigen hält Prof. Mendl für angebracht, wenn er in angemessenem Verhältnis zum Engagement stehe. Manche stellten ihr Licht dabei zu sehr auf den Scheffel. "Tue Gutes und rede darüber" sei für ihn eine Selbstverständlichkeit. Das kann auch förderliche Nebeneffekte mit sich bringen: So wies Heinrich Wannisch darauf hin, dass sich ein ehrenamtlicher Einsatz, beispielsweise bei der Feuerwehr, schon positiv bei Bewerbungen ausgewirkt habe.

 

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