Internationale Forschungsgemeinde mit zunehmender Bedeutung: Prof. Dr. Ing. Hermann de Meer von der Universität Passau wird Gastgeber für den iranischen Humboldt-Stipendiat Abdorasoul Ghasemi, der Methoden der Modellierung von Resilienz in modernen Energiesystemen entwickelt.
Es handelt sich um ein Thema, das nicht nur den Energiesektor betrifft, sondern die Gesellschaft als Ganzes: Resilienz ist die Fähigkeit von Systemen, auf unvorhergesehene Ereignisse wie Orkane und Erdbeben zu reagieren und sich von ihnen zu erholen. Ein weiteres Beispiel wäre die Fehlkonfiguration bei Facebook, infolgedessen das gesamte Netzwerk stundenlang ausgefallen war und Schäden in Billionenhöhe verursacht hat. „Der resiliente Betrieb komplexer, wechselseitig abhängiger Energieinfrastruktur ist in unserem heutigen Alltag entscheidend. Das zeigt die Bedeutung meines Forschungsthemas“, sagt der Informatiker Abdorasoul Ghasemi, der seine Forschung der Resilienz wechselseitig abhängiger, komplexer Systeme widmet.
Seit Juli 2021 forscht Ghasemi für insgesamt 18 Monate am Lehrstuhl für Informatik mit Schwerpunkt Rechnernetze und Rechnerkommunikation an der Universität Passau. Der Iraner hat eines der Stipendien für erfahrene Forschende von der angesehenen Alexander von Humboldt-Stiftung erhalten, und er hat Prof. Dr. Ing. Hermann de Meer als Gastgeber gewählt. „Ich bin mehr als glücklich darüber, Abdorasoul Ghasemi in meinem Team willkommen heißen zu dürfen, um zusammen mit ihm neue Strategien für die Resilienz moderner Energiesysteme nach Stromausfällen zu entwickeln“, sagt Prof. Dr. Ing. de Meer.
Der Passauer Informatiker und sein Gast aus dem Iran sind Teil einer internationalen Forschungsgemeinschaft zu einem vergleichsweise jungen Thema, das aber zunehmend an Bedeutung gewinnt. Grund sind einige unerwünschte Ausfälle in den vergangenen Jahren. Moderne Energiesysteme bestehen aus einem Kommunikationsnetzwerk und einem physikalischen Netzwerk, die voneinander abhängen. Das Kommunikationsnetzwerk überwacht und sendet Antriebssignale an das physikalische Netzwerk, das wiederum Energie für das Kommunikationsnetzwerk zur Verfügung stellt. „Ausfälle betreffen also nicht nur ein Netzwerk, sondern können sich auf das jeweils andere Netzwerk übertragen, was wiederum zu weiteren Ausfällen im Stromnetz führt“, erklärt Forscher Ghasemi. „In meiner Forschung kalkuliere ich die Extremsituationen voraus und entwickele Strategien, die zeigen, wie die Netzwerke am besten auf diese unerwünschten Vorfälle reagieren und sich von ihnen erholen sollen.“
Der iranische Forscher erfuhr von der Arbeit von Prof. Dr. Ing. de Meer, als dessen Passauer Kollege Prof. Dr. Joachim Posegga die K. N. Toosi University of Technology (KNTU) in Teheran besuchte und dort die verschiedenen Projekte der Fakultät für Informatik und Mathematik vorstellte, darunter die Forschung zu resilienten Infrastrukturen für die Energiewende. „Wir fühlen uns geehrt, dass Abdorasoul Ghasemi Prof. Dr. Ing. de Meer als Gastgeber für sein Alexander von Humboldt-Stipendium gewählt hat“, sagt Prof. Dr. Tobias Kaiser, Dekan der Fakultät für Informatik und Mathematik an der Universität Passau. „Das belegt die Qualität der Forschung hier an unserer Fakultät zur Entwicklung von Werkzeugen für eine stabile und nachhaltige Energiewende.“
Vor seinem Aufenthalt an der Universität Passau absolvierte der iranische Forscher Ghasemi Stationen an der University of California in Davis, USA, sowie am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden. Ghasemi ist Extraordinarius an der Fakultät der technischen Informatik der K.N. Toosi University of Technology in Teheran, Iran. Das Humboldt-Stipendium wird Ghasemis Forschungsaufenthalt in Passau überdauern: Es zielt darauf, langanhaltende Verbindungen zwischen dem iranischen Forscher und seinen deutschen Kollegen aufzubauen.
Kathrin Haimerl | 09.12.2021
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